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Auf den Spuren des Salzes

Salz ist ein wichtiger Teil der Wirtschaft, des Tourismus, der Kultur und der Identität von Bad Ischl. Schon vor Bad Ischls Entwicklung zum Kurort war Salz ein bedeutender Teil für die Wirtschaft– und das schon seit prähistorischer Zeit. Heute wird dort Salz als regionales Produkt vermarktet.

Abbau und Vermarktung – zur wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Bedeutung von Salz in Bad Ischl

Warum ist Salz so wichtig? Salz ist für Tiere, Menschen und die Natur ein lebenswichtiges Mineral, das vielfältig einsetzbar ist. Salz dient für die Industrie und Gewerbe als chemischer Rohstoff, als Enteiser für Straßen, als technisches Hilfsmittel, als Speisesalz sowie Würz- und Konservierungsmittel. Außerdem wird Salz in der Landwirtschaft, im Haushalt und der Medizin verwendet, denn Salz ist auch ein Inhaltsstoff einiger Medikamente und Infusionslösungen (vgl. Skoric 2016). Salz reguliert im menschlichen Körper den Flüssigkeitshaushalt und den Blutdruck und ist die Grundlage für den Zellstoffwechsel (Salinen Austria, 2024). Ohne Salz könnten wir also nicht leben.

Salz wird auch als ‚weißes Gold‘ umschrieben. Für das Salzkammergut hat dieses eine ganz besondere, vielfältig identitätsstiftende Relevanz. Der Text begibt sich auf Spurensuche nach der Bedeutung des Salzes für die Bannerstadt der österreichischen Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl. Das Mineral ist hier ein wichtiger Teil der Wirtschaft, des Tourismus, der Kultur und der lokalen (und regionalen) Identität.

Trinkhalle (08.11.2023, Foto © V. Gebel)

Die Trinkhalle in Bad Ischl

Ein erster zentraler Ort auf den Spuren des Salzes in Bad Ischl ist die Trinkhalle.Sie befindet sich direkt im Zentrum Bad Ischls und erinnert auf den ersten Blick an einen griechischen Tempel durch ihre zahlreichen antiken Säulen. Vor der schmalen, aber hohen Eingangstür befindet sich eine Terrasse, die komplett mit Säulen umzäunt ist. Sie ist ganz in weiß gehalten, abgesehen von dem goldenen Kapitell der Säulen und dem grauen Dach. In einer schlichten grauen Schrift steht auf der Überdachung vor der Eingangstür ‚TRINKHALLE‘.  Wenn man von der Eingangstür aus links um die Ecke der Trinkhalle geht, befindet sich dort eine weitere kleine Terrasse mit insgesamt vier Säulen. Darüber steht auf Latein „IN SALE ET IN SOLE OMNIA CONSISTUNT“, was übersetzt: ‚Alles begründet sich auf das Salz und die Sonne‘ bedeutet.

Erbaut wurde das einstige Soolenbadhaus 1829 unter dem Namen ‚Wirerbad‘, benannt nach dem Arzt der kaiserlichen Familie und Gründer des Ischler Heilbades Dr. Franz Wirer (Kulturpfade Bad Ischl, 2023). Durch Wirer kam auch die höfische Gesellschaft für Kuren nach Bad Ischl (vgl. Höchsmann 1931, S. 7), die so maßgebend für die lokale Identität ist. Mittlerweile ist die Trinkhalle keine Kureinrichtung mehr, sondern dient als Veranstaltungsort und beherbergt seit 2008 auch den Tourismusverband und die Kulturplattform (Bad Ischl Salzkammergut, 2023).

Historische Spurensuche

Aber auch schon vor der Entwicklung zum Kurort spielte Salz eine wichtige Rolle für die Region. Schon in der prähistorischen Zeit war die Region durch ihren Salzreichtum, der einen wichtigen wirtschaftlichen Mittelpunkt ausmachte, sehr stark besiedelt. Damals wurde das Salz mit Bronzepickeln von den Salzbergen losgeschlagen und mit Tragkörben oder Ledersäcken hinausbefördert (vgl. Prochaska 1934, S. 11f). Das Salzkammergut wurde erstmalig im Jahr 1524 unter dem Namen ‚Camergut des Salzes‘ im ersten Reformationslibell genannt. Drei Jahre später wurde die Hofkammer gegründet, die verantwortlich für das fürstliche Budget war. Die Salzproduktion machte dabei teilweise bis zu einem Viertel der Einnahmen aus. Im Jahr 1656, also mehr als 100 Jahre später, wird erstmals urkundlich vom ‚Salzkammergut‘ gesprochen (vgl. Kurz 2006, S. 140f).  

Die Salzgewinnung im Salzkammergut erlebte ab dem 18. Jahrhundert global einen großen Wandel. Durch neue Technologien und wirtschaftliche Entwicklungen wurde Salz immer billiger und verlor seinen besonderen Wert. Die Salzwerker:innen, die früher ein angesehenes Handwerk ausübten, mussten sich neuen Arbeitsbedingungen anpassen. Dadurch sank der Wert der Arbeit der Salzwerker:innen und ihr gesellschaftlicher Status.

Als im 19. Jahrhundert zunehmend der Tourismus bedeutsamer wurde, verdrängte er die Salzproduktion als wichtigste Einnahmequelle in vielen Regionen. Dieser Wandel hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben und die Identität der Salzwerker:innen, die versuchten, ihre Traditionen und ihren sozialen Status zu verteidigen (vgl. Hellmuth 2015, S. 99).

Salz Marken- und Marketingprodukt

Auch heute hat Salz eine zentrale Bedeutung für den Ort und die Region – inzwischen vor allem als identifikatorisches Symbol und taugliches Objekt zur Vermarktung regionaler Identität.

So wird Salz in der Region in Museen und Veranstaltungen als Ereignis angeboten und verkauft. Die Geschichte des Salzes in der Region wird museal inszeniert und zu Erlebniswelten stilisiert – wie zum Beispiel bei Führungen durch das Salzbergwerg in Hallstadt.

Das Salz von Bad Ischl ist zugleich ein erfolgreiches Verkaufsprodukt bei Touristen:innen.

Salzwelten (07.11.2023, Foto © V. Gebel)

In Bad Ischl gibt es verschiedene Salz-Shops, wie zum Beispiel Salzwelten oder Salzkontor, die eine Vielfalt an Salzprodukten verkaufen. Das Mineral wird in verschiedensten Verarbeitungsvarianten und für diverse Anwendungsmöglichkeiten angeboten. Produkte wie Badesalz, Salz Nasenspray oder auch verschiedene Salzmischungen mit Kräutern und Gewürzen werden verkauft.

Zusätzlich gibt es auch ‘Salzwelten-Merchandise’, wie beispielsweise T-Shirts mit dem Aufdruck I’m salty. Die Verpackungen und Marketingmaterialien tragen meist Bilder von Bad Ischl und der umliegenden Landschaft, um die Verbindung des Salzes mit der Region zu verdeutlichen. Das Salz wird als ’naturbelassen‘ und ‚rein‘, ‚gesundheitsfördernd‘ und ‚vitalisierend‘ beworben.

Zwar wird Salz als ‚Bad Ischler Salz‘ oder ‚Salzkammergut Salz‘ vermarktet, doch nicht alle Salzprodukte, die als solche verkauft werden, stammen tatsächlich aus der Region. Salzshops wie in Bad Ischl bieten unter anderem ‚Pink Yeti‘ Salz und Solelampen aus dem Himalaya oder Badesalz aus Deutschland an. Ein Grund dafür ist die Ästhetik, denn die regionale Sole ist bräunlich gefärbt, während die Sole aus dem Himalaya rosa und somit vermutlich ansprechender für Kunden:innen ist. Ein weiterer Grund ist der Preis: Das regionale Salz oder auch die Sole sind im Vergleich zu ausländischen Produkten teurer. Das zeigt, welches ökonomische Potential die identifikatorische Zuschreibung hat. 

Bilanz

Für Bad Ischl ist Salz ein zentraler Identitätsbaustein. Salz ist in der Region nicht nur ein Rohstoff, sondern auch ein als ‚kulturelles Gut‘ und ‚Erlebnis‘ vermarktetes Produkt. Durch die Inszenierung von Salz als kulturelles Gut wird es zu einem Kapital, das die Region attraktiver macht und fördert. Es entsteht ein Image als besonderer Ort, der sich von anderen unterscheidet. 

Literatur und Quellen

Bad Ischl Salzkammergut (2023): Trinkhalle, [online], https://badischl.salzkammergut.at/oesterreich-unterkunft/detail/430001286/trinkhalle.html [13.01.2024].

Hellmuth, Thomas (2015): III. Vielfalt in der Einheit?  Soziale und kulturelle Aspekte regionaler Identität(en), in: Salzkammergut schauen: ein Blick ins Ungewisse, Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für Politisch-Historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg; 51: Regionale Identitäten. Wien: Böhlau.

Höchsmann, Adolf (1931): Bad Ischl und seine Kuren. Ebenhöch, Linz a.D. S. 7.

Kurz, Michael (2006): Von der Grundherrschaft zur Tourismusdestination. 350 Jahre „Salzkammergut“, in: oberösterreichische Heimatblätter 60, 3/4, S. 140f.

Prochaska, Heinrich (1934): Querschnitt durch Ischls und des inneren Salzkammergutes Geschichte, in: Bad Ischl – Vergangenheit Und Gegenwart Des Uralten Salzmarktes Und Heutigen Weltkurortes Bad Ischl. Mader, Gmunden; Bad Ischl. S. 11f.

Skoric, Helene (2016): Das große Buch vom Salz: Geschichte – Verwendung – Heilmittel – Ernährung.  Die Verwendung von Salz. Steyr: Ennsthaler.